Hochqualifizierte Frauen würden gern mehr arbeiten

24.11.2021

Die Ergebnisse einer neuen Studie des Forschungsinstituts Sotomo zeigen, dass hochqualifizierte Frauen deutlich weniger arbeiten als Männer. Im Auftrag des Schweizerischen Verbandes der Freien Berufe (SVFB) haben die Forschenden bei fast 6000 erwerbstätige Frauen und Männern mit einem Hochschulabschluss nachgefragt, ob es am Geld liegt. Der Befund: Frauen fehlt es nach der Familiengründung an Unterstützung –von ihren Partnern, von den Unternehmen, aber auch vom Staat.

Immer mehr Frauen in der Schweiz sind immer besser ausgebildet. Bei den 25- bis 64-Jährigen verfügen ebenso viele Frauen wie Männer über einen Universitäts- oder Fachhochschulabschluss: Der Anteil der hochqualifizierten Frauen ist zwischen 2010 und 2019 von 18 auf 29 Prozent gestiegen, jener der hochqualifizierten Männer weniger stark von 23 auf 30 Prozent. Das ändert aber nichts daran, dass auch hochqualifizierte Frauen im Schnitt weniger arbeiten als Männer: Lediglich 40 Prozent der Arbeitsstunden würden von Frauen geleistet. Die Schere öffnet sich dabei erst, sobald für Frauen die Gründung einer Familie aktuell wird.
Die Doppelbelastung durch Erwerbsarbeit einerseits und Kinderbetreuung und Hausarbeit andererseits beeinflusst die Karriereentscheidungen von Frauen mit Hochschulabschluss in der Schweiz nämlich noch immer stark. In einer neuen Studie des Forschungsinstituts Sotomo gaben mehr als ein Drittel der befragten Frauen an, sie würden bei besseren Rahmenbedingungen ihr Arbeitspensum erhöhen. Dazu gehören: Fehlende Unterstützung durch den Lebenspartner, der sein Pensum nicht reduziert, fehlende Unterstützung durch den Staat, der keine erschwingliche Kinderbetreuung anbietet und fehlende Unterstützung durch den Arbeitgeber, der zu wenig fördert.

Finanzierbare Kinderbetreuung, flexiblere Arbeitszeiten und Einsitz in die Fachkräftegremien
Hochqualifizierte Frauen sind ein unausgeschöpftes Potenzial. Eine höhere Erwerbsbeteiligung von hochqualifizierten Frauen würde dem Fachkräftemangel in der Schweiz entgegenwirken. Um dies zu erreichen, ist es wichtig, dass auch nach der Familiengründung ein relativ grosser Prozentanteil der Arbeit aufrechterhalten werden kann. Gemäss Ergebnissen der Studie würden bessere, flexiblere und bezahlbarere Betreuungsstrukturen direkt dazu beitragen, dass Frauen mehr Erwerbsarbeit leisten. Gefragt sei vor allem der Staat, mit mehr und günstigeren Betreuungsangeboten, aber auch Unternehmen, mit flexibleren Arbeitsmodellen. Die Befragung zeigt zudem, dass auch die Situation zuhause eine wichtige Rolle spielt, wobei eine geteilte Verantwortung für den Haushalt und die Kinder für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie hilfreich wäre.

Die Studie wurde im Auftrag des Schweizerischen Verbandes der Freien Berufe (SVFB) realisiert und kann hier abgerufen werden.