In der Schweiz gibt es 54 000 Betreuungsplätze für Kinder zwischen 0 und 5 Jahren. Mehr als die Hälfte des Personals in Deutschschweizer Kindertagesstätten – 55 Prozent – hat keinen pädagogischen Abschluss. Ohne die schlecht bezahlten Praktikantinnen könnten viele Krippen ihren Auftrag aber nicht erfüllen. Heidi Simoni, Leiterin des Marie-Meierhofer-Instituts für das Kind in Zürich, spricht im Interview mit der aktuellen Schweiz-Ausgabe «Die Zeit» auch über unausgebildetes Personal. Dabei nimmt die Ready!-Botschafterin kein Blatt vor den Mund: «Es ist noch nicht in den Köpfen, dass aufmerksame und liebevolle Betreuung nicht gratis zu haben ist. Es erschüttert mich, zu sehen, dass junge, unausgebildete Frauen ausgebeutet werden, weil man findet, für die Betreuung der Kleinsten sei die billigste Variante gut genug.» Die studierte Psychologin sagt, dass die Kinder in den Tagesstätten in einem Alter seien, in dem sie auch sozial ganz grundsätzliche Dinge lernen: miteinander zu spielen, zu streiten, einander zu unterstützen. «Obwohl diese Entwicklungen selbstverständlich sind, braucht es eine aufmerksame Begleitung», meint Simoni. Um anzufügen: «Die Schweizer Kitas waren zu lange reine «Betreuungseinrichtungen». Doch langsam realisiert man, wie wichtig die frühkindliche Bildung ist. Wenn Kinder sozial, aber auch motorisch und intellektuell ihr Potenzial entfalten können, werden sie selbstbewusste Lernende, was ihnen den Schulstart erleichtert. Diese Aufgabe von Kitas und Spielgruppen wird noch viel zu wenig honoriert.» Die qualitative Betreuung erfordert sowohl eine entsprechende Ausbildung des Personals als auch eine angemessene Entlohnung. Dann werden junge Frauen auch nicht mehr ausgebeutet. Für Ready!-Botschafterin Simoni ist klar: «Investitionen in die frühe Kindheit sind gesellschaftlich klug und lohnen sich in jeder Hinsicht. Sie entsprechen der Verantwortung der älteren gegenüber den jüngeren Einwohnerinnen und Einwohner. Nicht zuletzt wegen der Entdeckungslust, Kreativität und Hartnäckigkeit der Jüngsten ist überdies ein lebendiger Austausch zwischen den Generationen für alle bereichernd.»