Politischer Aufschwung im Bereich frühe Kindheit

12.06.2020

Die Corona-Krise hat im Bereich der frühen Kindheit in den letzten Monaten einiges bewegt: öffentliche Anerkennung der Systemrelevanz von Kinderbetreuungsinstitutionen, finanzielle Unterstützungspakete für Betreuungsinstitutionen, Formierung einer neuen Allianz. Und es bleibt weiterhin spannend mit den zahlreichen Forderungen und politischen Vorstössen für mehr Qualität in der Kinderbetreuung und darüber hinaus für eine Weiterentwicklung des Frühbereichs in der Schweiz.

Die Lockerung der Corona-bedingten Schutzmassnahmen hat die angespannte Betreuungssituation der letzten Monate etwas entschärft. Politisch hat sich in dieser Zeit einiges ereignet. Die Forderungen aus dem Frühbereich wurden erhört und die Institutionen der familienergänzenden Kinderbetreuung – mit Ausnahme der Spielgruppen – erhalten nun finanzielle Unterstützung vom Bund. Die finanzielle Situation ist jedoch noch nicht in allen Kantonen geklärt: In Zürich wurde beispielsweise eine Notverordnung des Regierungsrates zur Unterstützung von Kitas vom kantonalen Verwaltungsgericht aufgehoben.

Am 28. April bildete sich die Koalition Kinderbetreuung, welche die zentrale Rolle der Kinderbetreuung während der Corona-Krise und deren Bedeutung für die Ausstiegsstrategie hervorhebt. In einem offenen Brief an Bundesrat und Parlament fordert die breite Koalition aus 35 politischen Organisationen ein zielgerichtetes Vorgehen von Bund und Kantonen bei der Ausarbeitung von Ausstiegskonzepten aus der Corona-Krise, die auch bezüglich der Kinderbetreuung nachhaltig und zukunftsweisend sind. Gefordert wird zudem eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, die nach einer zeitgemässen Familienpolitik ausgestaltet sein soll. Erwerbsarbeit und Kinderbetreuung sind wieder zu entflechten, nicht nur über den Erhalt der bestehenden familienergänzenden Betreuungsstrukturen, sondern auch über deren Ausbau.

Bei der Diskussion um die Kinderbetreuung darf zudem die Wichtigkeit der Betreuungsqualität nicht vergessen werden. Das Netzwerk Kinderbetreuung Schweiz (NKS) fordert in einer Resolution zur Lage der schul- und familienergänzenden Kinderbetreuung in der Schweiz, verabschiedet im April 2020, mehr Qualität in der familienergänzenden Kinderbetreuung und eine nationale Politik der frühen Kindheit. Eine höhere pädagogische Betreuungsqualität soll über besser qualifiziertes Personal, kantonal und kommunal festgehaltene Qualitätsvorgaben und eine höhere Mitfinanzierung der öffentlichen Hand erreicht werden. Wie READY! fordert auch NKS eine nationale Strategie für die Weiterentwicklung der frühen Förderung von Kindern in der Schweiz.

Im Kanton Zürich haben die drei READY!-Koalitionsmitglieder kibesuisse, Qualikita und das Marie Meierhofer Institut für das Kind (mmi) das Projekt «Qualitätsinitiative in der familienergänzenden frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung im Kanton Zürich» (kurz: Qualitätsinitiative) lanciert. Ziel des Projekts ist ein gemeinsames Qualitätsverständnis unter Einbezug aller Beteiligten in Kindertagesstätten und Tagesfamilienorganisationen zu entwickeln .

Eine wichtige politische Weichenstellung im Frühbereich wird am 18. Juni im Nationalrat gefällt. Im Rahmen der parlamentarischen Initiative «Chancengerechtigkeit vor dem Kindergartenalter» wird darüber entscheiden, ob die Kantone mittels einer einmaligen Finanzhilfe bei der Entwicklung einer Politik der frühen Kindheit unterstützt werden. Obwohl die Mehrheit der Kantone, Parteien, Fachorganisationen und Wirtschaftsverbände diese Vorlage befürworten, hat sich der Bundesrat gegen die parlamentarische Initiative ausgesprochen.