Ein neues Projekt zur Verbesserung der frühen Förderung von Kindern aus belasteten Familien

4.07.2022

Der Winterthurer Verein «peribass» unterstützt die Frühe Förderung von Kindern aus belasteten Familien, indem er sich mit seinem Projekt «perma» für die Früherkennung von möglicherweise förderungsbedürftigen Kindern bereits während der Schwangerschaft einsetzt. Er hilft damit, belastete Familien sowie Mütter und ihre Säuglinge präventiv und dauerhaft mit Angeboten der Frühen Förderung zu unterstützen.

Die vorhandenen Erkenntnisse aus unterschiedlichen Wissenschaftsbereichen bestätigen, dass die früheste Phase im Leben eines Menschen für seine psychosoziale und gesundheitliche Entwicklung von entscheidender Bedeutung ist. Immer mehr wird daher gefordert, dass die Lebensbedingungen von Kindern vor und nach der Geburt mit Massnahmen auf unterschiedlichen Ebenen zu verbessern seien. Dies ist für sozio-ökonomische benachteiligte Familien oder Familien mit besonderen Belastungen oft der Fall, da sie meistens von den Massnahmen der frühen Förderung nicht erreicht werden können. Eine Lücke im Versorgungsnetz, die sich mit der Corona-Krise zusätzlich verschärft hat, insbesondere im Bereich psychische Krankheiten: Wie im 2021 vom Bundesamt für Gesundheit publizierte Schlussbericht über den Einfluss der COVID-19-Pandemie auf die psychische Gesundheit der Schweizer Bevölkerung festgehalten - weil die Schwangerschaft und das erste Jahr nach der Geburt per se eine sensible Phase ist, in der psychische Erkrankungen gehäuft auftreten können - rechnen Fachleute mit einem Anstieg perinataler psychischer Belastungen und Erkrankungen im Kontext der Covid-Krise. In Einzelstudien wurden bei schwangeren Frauen sogar erhöhte Werte für Depressionen und Angststörungen im Kontext der Covid-Pandemie festgestellt.

Diese Lücke möchte der Verein «peribass» nun schliessen und hat letztens das Projekt «perma» lanciert aufgrund der Erkenntnis, dass Angebote der Frühen Förderung belastete Familien oft zu spät erreichen. Häufig gelingt es der Fachstelle Frühe Förderung erst dann mit der Familie in Kontakt zu treten, wenn das Kind ein- bis zweijährig oder sogar noch älter ist oder bereits der Kindergarteneintritt bevorsteht.

Der Verein «peribass» bezweckt die Initiierung und Durchführung von präventiven Familienschutzprojekten im Übergang von Schwangerschaft zu Elternschaft und setzt sich zum Ziel, eine freiwillige Befragung von schwangeren Frauen durch Gynäkologinnen und Gynäkologen oder andere Gesundheitsfachpersonen als Routine in die Schwangerschaftskontrolle einzubauen. Die Befragung soll mittels eines digitalen Fragebogens erfolgen. Als Vorbild gilt der in Konstanz entwickelte «Konstanzer Index», der dem Gesundheits- und Sozialwesen als App zur Verfügung gestellt wird und die Früherkennung von belasteten Familien und die Vernetzung der Fachpersonen ermöglicht. Belastete Familien werden darauf mit dem Winterthurer System der Frühen Förderung vertraut gemacht, unterstützt und in die bestehenden Förderangebote vermittelt. Der Starthilfebeitrag der Stadt ist für die Projektphase vorgesehen und verleiht dem Projekt zusätzlichen Schub. Die App soll im Januar 2023 lanciert werden.